Traditionell oder modern – wie ist die typische Rollenverteilung innerhalb einer englischen Familie?
In unserer Familie haben wir eine ziemlich normale und gleichberechtigte Rollenverteilung. Sowohl mein biologischer als auch mein Stiefvater haben immer gekocht. Deshalb habe ich von Grund auf auch die Führung in der Küche übernommen. Obwohl meine Frau fantastisch backt!
Meine Partnerin macht die ganze Wäsche, während ich die Reparaturen im Haus übernehme. Abends bringe ich unsere Kinder ins Bett und morgens in den Kindergarten. Wir haben eine Spülmaschine, die wir beide ein- und ausräumen. Ich freue mich schon auf den Tag, wenn uns unsere Kinder bei der Hausarbeit helfen können. Ich bin der festen Überzeugung, dass sowohl meine Tochter als auch mein Sohn in der Lage sein sollten, Gegenstände zu reparieren und das Haus instand zu halten, Sicherungen auszutauschen, Kabelstecker zu schließen, Löcher zu füllen, etc.
Ich habe das Gefühl, dass sich die Rollenklischees geändert haben. Wir sehen das auch in der Werbung. Aber ich denke, dass es immer noch eine Vorliebe von innen heraus für den Mann als Arbeiter und die Frau als Betreuerin gibt. Es ist enorm wichtig, das zu ändern und diejenigen zu unterstützen, die sich mehr Möglichkeiten wünschen. Denn wenn wir keine Vielfalt an unserem Arbeitsplatz und in der Kinderbetreuung haben, verlieren wir die Chance, neue vielfältige Ideen einzubringen, die die Welt zu einem besseren Ort machen können (oder zumindest es unserem Unternehmen ermöglichen, effizienter zu arbeiten). Ich weiß nicht, ob andere ähnlich denken wie ich, aber ich hoffe es.
Welche Rahmenbedingungen schafft der englische Staat, damit Frauen Job und Kinder unter einen Hut bekommen?
Im Rahmen des Mutterschafts- und Vaterschaftsurlaubes darf man ein Jahr zu Hause bleiben. Diese Zeit ist flexibel und kann unter den Eltern aufgeteilt werden. Leider erhält man in dieser Zeit keine volle Bezahlung, sondern lediglich die Möglichkeit, seinen Job zu behalten. Die Regierung zahlt für 30 Stunden im Monat die Kinderbetreuung. Zudem sind hierfür Vergünstigungen möglich, wenn man Geld in eine staatliche Bank einzahlt.
Vollzeitmutter? Vollzeitjob? Wie hast du und deine Partnerin die Kinderbetreuung und Alltagspflichten organisiert und warum habt ihr euch für dieses Modell entschieden?
Meine Partnerin und ich teilen uns die Pflichten des Geldverdienens und der Kinderbetreuung. Wir sind beide Vollzeit berufstätig. Wir haben uns im Sinne unserer Karrieren und Interessen für dieses Modell entschieden. Um das realisieren zu können, müssen wir für die Kinderbetreuung bezahlen, was in der UK extrem teuer ist. Aktuell zahlen wir hierfür um die 3.000 GBP pro Monat. Das bedeutet, dass einer von uns im Grunde umsonst arbeitet, weil das Geld in die Kinderbetreuung gesteckt wird.
Wie unterstützt dich Cushman & Wakefield als Arbeitgeber bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie?
Cushman & Wakefield bietet flexible und agile Arbeitsbedingungen. In meiner Rolle werde ich nicht danach gemessen, wie lange und wo ich arbeite, sondern welche Leistung ich erbringe. Das erlaubt mir, früh mit der Arbeit zu beginnen, dann in einer Pause meine Kinder in den Kindergarten zu bringen, zurückzukommen und bis in den Abend hinein zu arbeiten. Danach mache ich für ein paar Stunden eine weitere Pause, um mit meinen Kindern zu essen, zu spielen und sie ins Bett zu bringen. Schlussendlich kann ich danach weiterarbeiten, wenn es nötig ist.
Wenn ich zusätzlich freie Zeit fürs Einkaufen oder für andere wichtige Erledigungen benötige, kann ich mir diese Zeit einfach nehmen. Ich weiß ja, dass ich meine Arbeit auch zu einer anderen Zeit oder an einem anderen Tag erledigen kann. Meine Rolle ist global und ich arbeite mit Menschen aus aller Welt und aus verschieden Zeitzonen zusammen. Die meiste Zeit von zu Hause aus und zu ungewöhnlichen Tages- oder Nachtzeiten zu arbeiten, passt also perfekt zu meinem Familienleben.
Welche Tipps hast du für frischgebackene Mamis und Papis zum Thema „Kinder und Karriere“?
Stellen Sie sicher, dass Ihr Vorgesetzter Ihre Bedürfnisse kennt und weiß, wie Sie gerne erziehen und arbeiten möchten. Sie könnten für Ihr künftiges Arbeiten den Ansatz des „80/150-Verhältnisses“ – so wie ich es gerne nenne – ausprobieren: Bei diesem Model steigern Sie Ihre Produktivität um 50 Prozent über den aktuellen Erwartungen, benötigen für die Erledigung Ihrer Aufgaben aber 20 Prozent weniger Zeit als bisher. Das hört sich vielleicht so an, als würden Sie viel mehr arbeiten. Aber tatsächlich optimieren Sie Ihren Tag nur ein wenig. Denn Sie steigern Ihre Produktivität, indem Sie Ihre Aufgaben in Ihre beste und produktivste Zeit legen. Dadurch haben Sie mehr Zeit für die Familie. Und das ist wichtiger als alles andere. Vergiss nie: die Familie steht an erster Stelle.