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Diversity trifft Architektur

Verena Bauer • 15/03/2022
Eine bunt gemischte Gruppe mit einem Mann im Rollstuhl in einem Konferenzraum Eine bunt gemischte Gruppe mit einem Mann im Rollstuhl in einem Konferenzraum

Warum Unternehmen nur dann wirklich eine diverse Arbeitskultur leben und pflegen können, wenn auch die Immobilie baulich auf Vielfalt ausgelegt ist.

„Benachteiligungen aus Gründen der Rasse oder wegen der ethnischen Herkunft, des Geschlechts, der Religion oder Weltanschauung, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Identität sind zu verhindern oder zu beseitigen." (§1 AGG)

Was im Gesetz fast schon gähnend profan klingt, hat die Arbeitswelt sexy-trendig in einem Grenzen überschreitenden und alle verbindenden Schlagwort zusammengefasst: Diversity. 

Spätestens seit Benetton vor einigen Jahren seine weltweite und bildwirksame „The face of the city“- Kampagne mit den verschiedensten Gesichtern aus aller Welt startete, ist das Thema Vielfalt aus dem öffentlichen Diskurs und der Ausrichtung der meisten Unternehmen nicht mehr wegzudenken. Ein guter, kreativer, gleichberechtigter und schlagkräftiger Mix aus Lebensläufen, Bildungsgängen, Nationalitäten, Altersstufen und Geschlechtern – das steht mittlerweile weit bis ganz oben auf der HR-Strategie-Agenda. In vielen Unternehmen gibt es gar eigene Diversity-Beauftragte oder Diversity Manager. Und das nicht, weil man irgendwie den gesetzlichen Richtlinien folgen will. Sondern weil es anders gar nicht geht. Unternehmen mit hoher Diversität haben eine um 36 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit überdurchschnittlich profitabel sein als Organisationen, die darauf weniger achten. Und letztlich ist es einfach eine Frage des humanen Umgangs miteinander. Eine Alternative zu Diversity? Die kann es eben vor allem auch deshalb definitiv nicht geben. 

Doch was bei all dem – auch im öffentlichen Austausch rund ums Thema – bisher wenig bis gar nicht zur Sprache kam und kommt, ist der Blick aufs Bürogebäude selbst. Und das ist eigentlich fatal. Denn in letzter Konsequenz lässt sich wirkliche Diversity nur gemeinsam mit dem Raum, der Fläche, dem Design, der verbauten Technik sicherstellen. Mit Blick auf die Integration und Gleichberechtigung von Menschen mit Behinderung genauso wie auf unterschiedliche Herkünfte, Geschlechter oder Gemüter.

Wie setzt man Diversity baulich um? Was sollte bei Projektentwicklungen von Anfang an mitgeplant werden? Wird es eventuell schon mitgedacht oder noch völlig außer Acht gelassen? Wie sehen die Arbeitsplätze einer durch und durch diversen Belegschaft aus? Und wie werden Bestandsflächen weltoffener? Geht das nachträglich überhaupt?

Inklusion ist mehr als Rampen und breite Flure 

„Bei Diversity und Inklusion im Bürogebäude geht es grundsätzlich erst einmal darum, jedem einzelnen Individuum mit all seinen Stärken und Handicaps die vollständige Teilhabe am Unternehmensalltag und Arbeitsleben zu ermöglichen“, sagt Lutz Schilbach, Team Lead Design + Build. „Und das funktioniert nicht ohne Barrierefreiheit, für die es ja bereits Empfehlungen in Form von DIN-Normen – vor allem auch für den öffentlichen Bereich  gibt. Aber mit Blick aufs Büro, also auf den Ort, an dem es auf einen frischen motivierten Geist, Kreativität und die Zusammenarbeit vieler ganz unterschiedlicher Individuen ankommt, geht es noch einmal um weit mehr als Rampen, bestimmte Abstände, Tür- und Durchgangsbreiten und Aufzüge. Es geht um die Summe vieler Details, die von der Gebäudestruktur bis hinein ins Interior Design reichen.“

„Letztlich muss man sich bei jedem einzelnen Bereich überlegen, wie er von jeder einzelnen Person im Unternehmen genutzt wird und genutzt werden kann und von Beginn an so designen, dass es für alle passt“, ergänzt Britta Reusch, Workplace Strategy Consultant. „Das fängt bereits mit dem Tresen an der Rezeption an, der eben auch für den Rollstuhlfahrer bequem anfahrbar sein und den Rezeptionisten nicht hinter einen zu hohen Theke verschwinden lassen sollte. Auch Lichtschalter, Whiteboards, Klinken oder Klingeln sollten tiefer angebracht werden – genauso wie die Kaffeemaschine auch aus einer niedrigeren Position heraus zuverlässig den morgendlichen Milchkaffee ausspucken können muss. Elektrisch höhenverstellbare Schreibtische inklusive schwenkbarer Monitore verstehen sich von selbst und sind in vielen Büros bereits Standard. Aber auch in informellen Sitzecken oder Kantinen- und Essbereichen sollten verschiedene Tisch- und Sitzhöhen zur Auswahl stehen, am besten individuell anpassbar. Damit alle ihren Platz finden – von beispielsweise besonders großen oder kleinen Menschen bis hin zu Personen mit körperlichen Beeinträchtigungen. Mindestens genauso wichtig ist es, über die Wegeleitsysteme, Beschriftungen oder Beleuchtungssteuerung von Räumen oder Medientechnik nachzudenken. Eine bessere Orientierung bieten zum Beispiel auch tastbare und einander abwechselnde Bodenbeläge.“

Ein Buero mit gruenen Pflanzen Ein Buero mit gruenen Pflanzen
Blindenschrift auf Fahrstuhlknoepfen im barrierefreien Aufzug Blindenschrift auf Fahrstuhlknoepfen im barrierefreien Aufzug

Büroflächen müssen multisensorisch werden

Der Weg zukünftiger, Diversity-gerechter Bürogebäude lautet also klar: weg von einer vor allem aufs Visuelle ausgelegten (Innen-)Architektur hin zu einer, die alle Sinne anspricht. Oder eine, die die Orientierung über mindestens zwei davon – hören, sehen oder fühlen – möglich macht. Melisa Pinar, Senior Project Manager Design + Build: „Gerade auch ein gut durchdachtes Design + Build-Konzept und das Interior Design können hier prima unterstützen. Bewusst geschaffene Kontraste, flexible Wände und Möblierung und Accessoires erleichtern das Sich-Zurecht-Finden und kreieren Atmosphären, die Austausch und Offenheit fördern. Viel bewirken können auch Farbkonzepte. Jeder Mensch bevorzugt andere Farben und Umgebungen, um seine beste Arbeit leisten zu können. Das muss sich im Design niederschlagen und in verschiedene Räume mit unterschiedlichen Stimmungen umgesetzt werden. Denn es geht ja nicht nur darum, Menschen mit Einschränkungen zu inkludieren, sondern per se einen neuen inspirierenden Maßstab in der Inneneinrichtung zu schaffen und zu etablieren.“ 

„Richtig“, sagt Britta Reusch, „Diversity ist weit mehr als Barrierefreiheit. Sie schließt alle Mitarbeiter und ihre Bedürfnisse ein und bietet das, was sie brauchen. Das geht dann über die Kreativität stimulierende Arbeitsumgebungen hinaus und erstreckt sich auch auf die Angebote für Mitarbeiter von Nap Rooms über Parent Rooms oder Kinderbetreuung durch den Arbeitgeber bis hin zu Mediation und Prayer Rooms und einer Vielzahl an Services wie Hemden-Reinigung oder einem Inhouse Barber. All das muss in die anfängliche Raumplanung einfließen. Und die muss möglichst flexibel sein, um Team-Umzüge innerhalb der Fläche, Mitarbeiterwachstum oder auch die kurzfristige Integration von Kollegen aus anderen Standorten problemlos mitmachen zu können. Unterschiedliche Flächenarten für unterschiedliche Bedürfnisse müssen untergebracht und so gleichmäßig wie möglich verteilt werden. Meeting- oder Projekträume, Telefonboxen und Arbeitsplätze sollten nicht explizit auf ein Team zugeschnitten sein, damit alle problemlos innerhalb der Fläche umziehen, wachsen, schrumpfen und neue Kollegen mit neuen Bedürfnissen integrieren können. Was wo für wen Sinn macht, ist immer individuell und hängt von den jeweiligen Zielen und kulturellen Prämissen ab. Eine gute Workplace Strategy-Beratung ist hier deshalb im Vorfeld extrem wichtig – so schneidet man nicht nur Flächen und Räume auf alle Mitarbeiter zu, sondern optimiert auch die genutzten Technologien und Kommunikations- wie Arbeitsprozesse.“ 

„Diversity ist nicht nur ein nett klingendes Schlagwort in Stellenanzeigen, sondern Basis und roter Faden jeglicher Büroarchitektur und -planung. Es ist wichtig, von Anfang an zu überlegen, welchen Mehrwert räume auch außerhalb ihrer eigentlichen Funktionalität bieten sollen und wie man es gewährleisten kann, dass jede Person, die sich dort aufhält, sich sicher und wahrgenommen fühlt“, ergänzt Melisa Pinar.

Lässt sich auch der Bestand Diversity-ready machen?

„Eine vorausschauende Planung der Arbeitsumgebung bedeutet auch das Vermeiden von ständigem aufwendigen Umbauen innerhalb der Fläche. Das reduziert Kosten, sorgt für eine bessere Employee Experience und garantiert auch eine bessere CO2-Bilanz“, sagt Reusch. Und genau das gilt übrigens auch für das Gebäude selbst. Gut – in diesem als auch im Diversity-Sinne – ist deshalb auch, dass das Baurecht ausdrücklich das barrierefreie Gestalten von Büro-Neubauten verlangt. Bei Projektentwicklungen sind die Rampen mit einer maximalen Steigung von sechs Prozent, Handläufe, rollstuhlgerechte Aufzüge und Türen mit einer Mindestbreite von 90 Zentimetern schonmal mit drin. 

„Aber auch ältere Gebäude können ‚inklusiv‘ um- und ausgebaut werden. Wichtig ist hier natürlich erst einmal eine Bestandsaufnahme und die Analyse der Möglichkeiten, die man mit Blick auf die Gegebenheiten vor Ort hat. Maßnahmen wie das Anbringen von Blindenschrift oder Einhand-Seifenspendern lassen sich auf jeden Fall unkomplizierter umsetzen als Dinge, die bauliche und räumliche Veränderungen erfordern. Bieten die Sanitärräume beispielsweise ausreichend Bewegungsfreiheit? Oder lassen sich seitliche Griffe installieren? Wichtig ist auch immer die Frage: Was passt wie ins unternehmerische Konzept und die jeweiligen Zielsetzungen und Bedürfnisse? Eine professionelle und tiefgehende Beratung ist hier auf jeden Fall ratsam“, so Pinar. 

Zumal die Überlegungen ja auch nicht mit dem Gebäude aufhören. Auch das Drumherum spielt eine entscheidende Rolle. Sind ausreichend Pkw-Stellplätze in der Nähe des Gebäudeeingangs vorhanden und bieten sie genug Platz für Rollstuhlfahrer? Oder lassen sich irgendwo die entsprechenden Flächen dafür schaffen? Und was ist mit der umgebenden Infrastruktur? Ermöglicht sie es jeder Person, die Gebäude zu erreichen? Oft leider nein, der Nachholbedarf der Städte ist hierzulande teils enorm. Wenn auch höchste Zeit. 

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Wichtig auch für kleine und mittelständische Unternehmen

Nachholbedarf haben aber auch eine Vielzahl an Unternehmen. „Bei ihnen wie auch bei Projektentwicklern ist Inklusion zwar bereits ein wichtiges Thema, allerdings mehr mit Blick auf Barrierefreiheit als auf allgemeine Diversity-Kriterien“, sagt Melisa Pinar. „Genderneutrale Sanitärräume zum Beispiel sind für viele noch komplett neues Terrain. Es sind – habe ich den Eindruck – vor allem große internationale Konzerne, die sich die Vielfalt auch in ihren Flächen auf die Fahne schreiben und zu Vorreitern werden.“

„Dabei ist das Thema für alle wichtig – auch für die kleineren und mittelständischen Unternehmen auf der Suche nach Mitarbeitern mit Innovationskraft“, ergänzt Britta Reusch. „Der Fachkräftemangel schlägt mittlerweile vor allem auch hier zu und im War of Talents haben es kleinere Organisationen oft schwerer als die großen Player. Man tut gut daran, sich für alle zu öffnen und Talente aus allen Bereichen und mit unterschiedlichsten Bedürfnissen anzusprechen. Wer sein Diversity-meets-Architecture-Konzept gut durchdenkt und zur eigenen Größe passend umsetzt, kann hier Flächen auch schnell spürbar verändern und anpassen. Das muss nicht immer ein riesen Unterfangen sein – auch kostenseitig nicht. Man braucht nur eine gute Beratung.“

Melisa Pinar: „Wir dürfen ja auch nicht vergessen, dass unsere Gesellschaft glücklicherweise an vielen Stellen immer offener wird und sich der gesamtgesellschaftliche Diskurs aktuell genau in diese Richtung bewegt. Das sickert dann auch in unsere Branche und auf die Unternehmensebenen durch. Wir denken heute über Themen nach, die wir vor einigen Jahren noch nicht auf dem Schirm hatten. Und auch die Unternehmen werden sich weiter öffnen. Diversität bedeutet ja auch einen Diskurs innerhalb der Organisation und somit mehr Raum für Input, Ideen und letztlich auch wirtschaftlichen Erfolg.“

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