Rechtsanwaltskanzleien sind eine kleine Branche, die an deutschen Bürostandorten regelmäßig nur zwischen 1,8 % (Berlin) und 5,9 % (Frankfurt) des Büroflächenumsatzes ausmachen – aber sie mieten fast ausschließlich in zentralen Lagen und legen Wert auf eine erstklassige Flächenausstattung. Dafür sind sie bereit, die höchsten Mieten am Markt zu zahlen und toppen die Flächenpreise von Banken, Finanzdienstleistern und Beratungsunternehmen, so eine neue Studie von Cushman & Wakefield. Daran hat auch Covid-19 nichts geändert.
Der Büroflächenumsatz der Rechtsanwaltsbranche in den deutschen Top-5-Märkten liegt im 10-Jahres-Durchschnitt bei rund 90.000 Quadratmetern und 112 Vertragsabschlüssen pro Jahr. In den Jahren 2015 bis 2018 erzielte die Branche die höchsten Flächenumsatzergebnisse, mit bis zu 120.000 Quadratmetern im Jahr 2017. Bereits im Jahr 2019 ist der Flächenumsatz deutlich gesunken, und im Corona-Jahr 2020 noch einmal auf 63.000 Quadratmeter zurückgegangen. In den der Kanzleimetropole München (-68 %) und in Berlin (-43 %) waren die stärksten Rückgänge zu verzeichnen.
Law Firms bevorzugen innerstädtische Toplagen
Rechtsanwaltskanzleien mieten zu 90 Prozent im Central Business District und der angrenzenden Innenstadt. In Düsseldorf beispielsweise gibt es Cluster von Kanzlei-Standorten im Bankenviertel und im Medienhafen, in Frankfurt im Bankenviertel und Westend-Süd. Ein zentrales Büro ist repräsentativ und für Kunden und Mitarbeiter gut erreichbar. Mit hochpreisigen Büros positionieren sich Kanzleien außerdem als attraktiver Arbeitgeber. Übrigens ändert auch Covid-19 nichts an dieser Präferenz. 82 Prozent der Kanzleien planen weiterhin in innerstädtischen Toplagen zu mieten oder wollen dort hinziehen. Ebenfalls zentral, aber nicht nur: Beratungsgesellschaften, Banken und Finanzdienstleister wählen zu 70 Prozent CBD- und Innenstadtstandorte, andere Branchen nur zu 50 Prozent.
Mietpreise weit über dem Durchschnitt
Ende 2020 erreicht die Durchschnittsmiete von Kanzleien bei neuen Abschlüssen über alle Top-5-Märkte gemittelt den Wert von 31,55 Euro pro Quadratmeter und Monat, während die die Durchschnittsmiete des Gesamtmarktes über alle Branchen hinweg bei 22,60 Euro pro Quadratmeter monatlich beträgt. Damit bezahlen Law Firms durchschnittlich eine 40 Prozent höhere Mieten als andere Branchen. Am höchsten ist das Mietniveau von Rechtsanwaltskanzleien dabei in Frankfurt mit durchschnittlich 41,05 Euro. „Die besonderen Ansprüche an die Lage, Gebäude- und Flächenqualität erklären diese hohen Kosten. Außerdem beobachten wir, dass mit der Größe der angemieteten Bürofläche die Wahrscheinlichkeit steigt, dass die Anmietung in einer Projektentwicklung stattfindet“, erläutert Christian Lanfer, Head of Office Agency von Cushman & Wakefield.
Trotz Covid-19 und Homeoffice bleiben Einzelbüros die erste Wahl
Die Homeoffice-Quote von früher 0,6 Arbeitstagen pro Woche stieg während der Corona-Situation auf 3,7 Arbeitstage. Aber auch für die Zeit nach Corona bleiben Einzel- und Doppelbüros eine Konstante in der Bürowelt der Kanzleien, insbesondere für Anwälte. Der überwiegende Teil der Kanzleien plant hier keine Veränderungen. Rechtsanwaltskanzleien sind meist Unternehmen mit starken Hierarchien vom Associate bis zum Senior Partner. Diese Hierarchie spiegelt sich in der Bürostruktur wider. Je höher in der Hierarchiestufe, desto größer ist das Büro und desto weniger Personen arbeiten in einem Raum. Die traditionellen, zellenartigen Büros erlauben ruhiges und vertrauliches Arbeiten.
Künftig flexiblere Mietvertragslaufzeiten gewünscht
Kanzleien reagieren auf die aktuellen Herausforderungen durch die Corona-Krise, aber auch auf langfristige Trends wie unterschiedliche Arbeitszeitmodelle und die Anpassung der Büros an moderne Arbeitswelten. Helge Zahrnt, Head of Research & Insight Germany von Cushman & Wakefield, fasst eine sich abzeichnende Entwicklungen zusammen: „Die Branche ist in Bewegung. Zwar bleiben die Rechtsanwaltsunternehmen bei der Wahl des Standorts und der Flächenausstattung in Bezug auf Büroanmietungen konstant, doch immerhin ein Drittel wünscht sich künftig Mietvertragslaufzeiten, die eine flexiblere Planung erlauben.“ Außerdem: Für hybride Arbeitsplatzstrukturen brauchen Kanzleien mehr Kommunikationsbereiche. Das sollten Entscheider bei der Umgestaltung ihrer Flächen und bei Neuanmietungen berücksichtigen.