Mehr als ein Drittel der Investoren beabsichtigt, mehr Hotels in ganz Europa zu kaufen, so eines der Ergebnisse einer Umfrage der internationalen Immobilienberatung Cushman & Wakefield (C&W) unter mehr als 50 hochrangigen Vertretern von großen Private-Equity-Firmen, Fonds, REITs und anderen institutionellen Investoren, die auf dem europäischen Hotelimmobilienmarkt aktiv sind.
Trotz der Beeinträchtigung des Reise- und Tourismussektors durch die Pandemie beabsichtigen nur 21 % der Investoren ihre Hotelkaufaktivitäten zu reduzieren und lediglich 10 % haben ihre Akquisitionsvorhaben vorerst auf Eis gelegt. Die befragten Firmen investierten in den Jahren 2016 bis 2020 insgesamt über 26 Milliarden Euro, erwarben 664 Hotels mit 127.642 Zimmern und machten damit rund ein Viertel des gesamten Hoteltransaktionsvolumens in Europa aus.
Urlaubshotels im Fokus der Investoren
Resorts haben am stärksten an Attraktivität bei Investoren gewonnen. Trotz der Komplexität ihres Betriebs und der Saisonabhängigkeit hält die Mehrheit der Umfrageteilnehmer (70 %) sie jetzt für attraktiver als vor der Pandemie. Dies ist auf die erwartete schnellere Erholung und die langfristigen Wachstumsaussichten des Freizeitreiseverkehrs zurückzuführen.
Serviced Apartments haben für 60 % der befragten Investoren ebenfalls an Attraktivität zugelegt. Zweifellos spielen hierfür ihre Widerstandsfähigkeit während der Pandemie, ihre hohe Rentabilität, die niedrige Kostenbasis sowie ihre Flexibilität bei der Verlagerung in den mittel- und langfristigen gewerblichen Mietsektor eine wichtige Rolle.
Verlierer sind dagegen Hotels, die sich auf die Ausrichtung von Meetings, Incentives, Konferenzen und Events (MICE-Hotels) konzentrieren. Auch solche Häuser, die sich an Flughäfen befinden, stehen für die meisten Investoren deutlich weniger im Anlagefokus.
C&W prognostiziert jedoch eine Rückkehr von Geschäftsreisen und Veranstaltungen, da nach einer langen Phase ohne physische Zusammenkünfte strukturierte Meetings und persönliche Veranstaltungen wieder wichtiger werden. Auch 21 % der Befragten gaben an, dass sich ihr Interesse am Erwerb von MICE-Hotels durch Covid-19 nicht verändert hat.
Deutschland nach Region UK & Irland auf Rang 2 der Beliebtheitsskala
Bei der Frage nach den geographischen Standorten sind Großbritannien und Irland die Top-Zielregionen für Investoren, unter anderem weil hier die Investoren mit größeren Preisabschlägen rechnen. Gleich dahinter rangieren Deutschland, die Iberische Halbinsel, Frankreich und die Benelux-Länder. Auf Stadtebene erreichte Barcelona das höchste Interessen-Ranking unter Hotelinvestoren, gefolgt von London, Paris, Amsterdam, München und Berlin – Hamburg wurde zudem als besonders interessanter Markt von den Investoren genannt.
„Die Ergebnisse unterstreichen noch einmal das Vertrauen der Investoren in den europäischen Hotelmarkt und dessen mittel- bis langfristigen Aussichten. Besonders interessant ist, dass die Befragten unabhängig von Investmentstrategie und Kapitalkosten die Hotelankäufe weiterhin forcieren wollen. Deutschland bleibt dabei ein beliebtes Anlageziel und sicherer Hafen, insbesondere durch die Vielzahl an starken Sekundärmärkten, sodass schon jetzt die Nachfrage das Angebot an Investmentprodukten übersteigt“, kommentiert Stefan Giesemann, Head of Hospitality Germany & Austria bei Cushman & Wakefield.
Markterholung
Aufgeschlüsselt nach Markttypen wird damit gerechnet, dass sich Freizeitdestinationen schneller erholen. 85 % der Befragten gehen davon aus, dass die Performance bis 2023 vollständig auf das Niveau von 2019 zurückkehrt (RevPAR).
Es wird erwartet, dass regionale Städte folgen werden, wobei 77 % der Umfrageteilnehmer eine Erholung zwischen 2023 und 2024 erwarten. Für Großstädte, die häufig stärker vom internationalen Reiseverkehr sowie Geschäftsreisenden abhängig sind, wird eine langsamere Erholung erwartet. Dennoch glauben 75 % der befragten Investoren an eine Erholung zwischen 2023 und 2024 und 21 % bis zum Jahr 2025. Dies ist eine optimistischere Sichtweise im Vergleich zur Erholung nach der globalen Finanzkrise 2008/2009, als es im Durchschnitt 5,6 Jahre dauerte, bis der Hotel-RevPAR in den großen europäischen Großstädten wieder das Vorkrisenniveau erreichte.
Moderate Preisnachlässe erwartet
Hotelveräußerungen zu reduzierten Preisniveaus aufgrund der Pandemie waren ein häufig genannter Grund für Immobilieninvestoren, um Kapital für Investitionen in Hospitality-Immobilien zu beschaffen. Die Umfrage ergab jedoch, dass die Mehrheit von ihnen (59 %) nur Kaufgelegenheiten mit einem moderaten Abschlag von 15 % oder weniger, bezogen auf das Niveau von 2019, erwartet. Nur 12 % der Befragten hoffen auf einen Preisnachlass von mindestens 25 %.