Im 1. Halbjahr 2022 wurde auf dem Frankfurter Bürovermietungsmarkt ein Flächenumsatz von 188.700 m² erreicht, berichtet die internationale Immobilienberatung Cushman & Wakefield. Gegenüber dem Vorjahr entspricht dies einem Anstieg von rund 12 Prozent. Dennoch liegt das Ergebnis 8 Prozent unter dem 5-Jahresdurchschnitt.
Unterdurchschnittliches Quartalsergebnis
Fehlende Großabschlüsse und eine verhaltene Anmietungsaktivität haben zu einem unterdurchschnittlichen Quartalsergebnis geführt. Die einzige Anmietung über 10.000 m² wurde durch die Citibank in der Projektentwicklung Taurus in der Innenstadt getätigt. Der Umsatz im 2. Quartal lag mit 81.600 m² um 7 Prozent unter dem Wert des Vorjahresquartals beziehungsweise knapp 24 Prozent unter dem des 1. Quartals 2022 (107.100 m²).
Die umsatzstärkste Branche im 1. Halbjahr war der Banken- und Finanzsektor mit einem Umsatzanteil von knapp 25 Prozent, gefolgt von der öffentlichen Verwaltung, die dank des Eigennutzerabschlusses der GIZ aus dem 1. Quartal auf Platz 2 der Branchen landete. Auch Anwälte blieben weiterhin aktiv und waren mit einem Flächenumsatz von knapp 19.000 m² die drittstärkste Branche. Ein wichtiger Abschluss war die Anmietung von rund 8.500 m² Bürofläche in der Projektentwicklung Central Parx durch die Kanzlei Noerr.
Pierre Nolte, Leiter Bürovermietung Frankfurt bei Cushman & Wakefield, erläutert: „Frankfurt fehlen die Wachstumsbranchen, wie der Tech-Sektor und hier insbesondere der Online-Handel, was sich nachhaltig auf den Flächenumsatz auswirkt. Dadurch sind wir abhängig von bereits vor Ort ansässigen Unternehmen, die sich derzeit vor allem verkleinern. Aus diesem Grund sehen wir auf absehbare Zeit keine Rückkehr der Rekordjahre vor der Pandemie. Nichtsdestotrotz können wir uns über mangelnde Aktivität der Nutzer nicht beklagen.“
Stabiles Leerstandsniveau
Die Leerstandsquote notiert bei 8,1 Prozent. Sie zeigt sich damit unverändert zum Vorjahresquartal und ist im Vergleich zum 1. Quartal um 10 Basispunkte gestiegen. Insgesamt standen Ende Juni rund 955.000 m² Bürofläche für eine kurzfristige Anmietung zur Verfügung. Bis zum Jahresende erwartet Cushman & Wakefield wegen einiger spekulativ begonnener Bauprojekte einen leichten Anstieg des Leerstandes.
Zeitliche Verschiebung von Projektentwicklungen
Im 1. Halbjahr 2022 wurden nur 24.600 m² Bürofläche fertiggestellt. Für das 2. Halbjahr werden weitere 80.200 m² erwartet, wovon noch 59 Prozent verfügbar sind.
Lieferschwierigkeiten bei den Baumaterialien sorgen aktuell für Verzögerungen bei zahlreichen Projekten, wie dem FAZ-Tower oder dem The Spin im Europaviertel. Entsprechend hoch ist das erwartete Fertigstellungsvolumen der nächsten zwei Jahre mit 238.000 m² (2023) und 216.300 m² (2024).
Pierre Nolte: „Das veränderte Finanzierungsumfeld, die Unsicherheit bei der Baukostenentwicklung sowie die Zurückhaltung der Investoren im Einkauf wirken sich auf die Bautätigkeit in Frankfurt aus. So werden abseits der Top-Lagen keine spekulativen Entwicklungen auf den Markt gelangen.“
Anstieg der Durchschnitts- und Spitzenmiete
Die gewichtete Durchschnittsmiete über alle Neuvermietungen der letzten 12 Monate liegt derzeit bei monatlich 23,80 EUR/m². Das entspricht einem Anstieg gegenüber dem Vorquartal um 0,80 EUR/m² beziehungsweise 3,5 Prozent. Verglichen mit dem Vorjahr ist die Durchschnittsmiete um 0,60 EUR/m² angestiegen. Die Spitzenmiete liegt zum Ende des 2. Quartals bei monatlich 47,50 EUR/m².
Gegenüber dem Vorquartal ist somit ein Anstieg um 1,00 EUR/m² beziehungsweise 2,2 Prozent festzustellen. In den letzten 12 Monaten stieg die Spitzenmiete um 1,50 EUR/m². Die Nachfrage nach Premiumflächen in sehr guter Lage und die gestiegenen Rohstoffpreise werden nach Erwartung von Cushman & Wakefield auch im 2. Halbjahr zu weiteren Mietsteigerungen führen.