Steigende Energiekosten verringern die Betriebsergebnisse der Betreiber von Pflegeimmobilien zum Teil deutlich, so eines der Resultate einer Umfrage der international tätigen Immobilienberatung Cushman & Wakefield (C&W) unter 30 privaten, freigemeinnützigen und öffentlichen Trägern im 1. Halbjahr 2023. 48 Prozent der Befragten berichten von einem Minus in Höhe von 2,5 bis 5,0 Prozent und weitere 28 Prozent zwischen 5,0 bis 10,0 Prozent.
Als weiteren großen Kostenfaktor beschreiben die Umfrageteilnehmer Mietpreissteigerungen durch Inflation. Nur 17 Prozent gaben an, die gestiegenen Kosten refinanzieren zu können, während 52 Prozent Schwierigkeiten haben, die Zusatzkosten zu decken. 31 Prozent fühlen sich bislang hiervon nicht betroffen.
Jan-Bastian Knod, Head of Healthcare Advisory, Head of Residential Investment, Cushman & Wakefield, erklärt: „Die Umfrageergebnisse sind ein Indikator für das Stimmungsbild am Betreibermarkt. Insbesondere kleinere Betriebe stehen angesichts von steigenden Zinsen, Personalmangel, Nachhaltigkeitszielen sowie nicht umlegbaren Energie- und Personalkosten vor organisatorischen und finanziellen Herausforderungen. Es zeigt sich jedoch auch, dass ein großer Anteil bereits Lösungswege entwickelt hat und gut vorbereitet ist. Im Vorteil sind Betreiber, die die Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Trends in ihrer Geschäftsstrategie verankert haben.“
Geteilte Sicht auf Berichtspflichten und Aufgeschlossenheit gegenüber Nachhaltigkeitszielen
In den von Investoren und Eigentümern zunehmend geforderten Berichtspflichten sehen 51 Prozent eine Mehrbelastung ohne Nutzen für den Betrieb sowie einen Eingriff in die operative Autonomie. Andererseits sehen 41 Prozent der befragten Pflegimmobilienbetreiber hierin eine Möglichkeit für mehr Transparenz und eine verbesserte Zusammenarbeit mit den Eigentümern.
Deutlich positiver werden vertraglich bindende Nachhaltigkeitsziele in Form von Green Leases betrachtet. 73 Prozent der Umfrageteilnehmer begrüßen sie und erachten sie als effektives Mittel, um Umweltbelastungen zu reduzieren und nachhaltige Geschäftspraktiken zu fördern. Allerdings haben bisher nur 14 Prozent derartige Vertragsvereinbarungen in der Praxis umgesetzt.
Meinung zum Tariftreuegesetz ambivalent
Seit September 2022 gilt auch in der Altenpflege eine Tarifpflicht nach dem Gesundheitsversorgungsweiterentwicklungsgesetz (GWVG). Das Pflegepersonal muss somit nach Tarif oder kirchlichen Arbeitsrechtregelungen entlohnt werden. Mit 52 Prozent hat mehr als die Hälfte der Befragten bereits vor seiner Einführung nach Tarif oder darüber bezahlt, während 41 Prozent darunter lagen. Geteilte Meinung herrscht aber bei der Frage, ob das Gesetz ein geeignetes Mittel im Kampf gegen den Personalmangel ist. 45 Prozent bejahen das, während 41 Prozent hierin keine Verbesserung erkennen.
Digitalisierung auf dem Vormarsch
Mit 97 Prozent bestätigen die Umfrageteilnehmer der Digitalisierung im Pflegebetrieb eine hohe Relevanz. Eine klare Mehrheit von 66 Prozent gibt zudem an, digitale Technologien bereits als wesentlichen Bestandteil von Geschäftsabläufen anzuwenden. Im Vordergrund stehen dabei Prozessoptimierungen, Verbesserungen der Kommunikation und das Erschließen neuer Geschäftsfelder. Lediglich 3 Prozent wollen sich ausschließlich auf den pflegerischen Betrieb konzentrieren und schreiben der Digitalisierung keine besondere Bedeutung zu.
Die vollständigen Umfrageergebnisse finden Sie hier.